Flucht- und Flüchtlingsforschung fordert: Vielfalt im ehrenamtlichen Engagement für Flüchtlinge fördern
Pressemitteilung, 25. Juni 2018
Millionen von Ehrenamtlichen haben in den vergangenen Jahren Flüchtlinge in Deutschland unterstützt. Ein neuer Bericht im Auftrag des Verbundprojekts "Flucht: Forschung und Transfer" kommt zu dem Schluss, dass wir noch wenig über die Demographie und Motive der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe wissen. Der Autor Dr. Serhat Karakayali (Humboldt Universität zu Berlin) fordert, der Vielfalt der Freiwilligen größere Aufmerksamkeit zu widmen und die ehrenamtlichen Initiativen angemessen und unkompliziert finanziell zu unterstützen.
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Studien zeigen, dass unter den Ehrenamtlichen, die Flüchtlinge unterstützen, viele Migrantinnen und Migranten sind, teils selbst Geflüchtete. "Oft entsteht zwar der Eindruck, es engagierten sich vor allem Herkunftsdeutsche ohne Migrationshintergrund", beschreibt der Autor. Wichtig sei aber auch die Rolle von ehrenamtlich engagierten Migrantinnen und Migranten in der Flüchtlingshilfe zu betonen, denn: "Wer wen willkommen heißt, sagt aber auch etwas darüber aus, wer sich wo "zuhause" fühlt." So sollten Behörden gezielt migrantische Ehrenamtliche als Kooperationspartnerinnen und -partner in ihre Arbeit einbeziehen. Auch Förderinstitutionen sollten Migrantenorganisationen in der Förderung des Ehrenamts bewusst berücksichtigen.
Gleichzeitig warnt Karakayali davor, dass Bund und Länder ihre Kernaufgaben bei der Aufnahme von Flüchtlingen an die Zivilgesellschaft auslagern. "Der wichtige Beitrag, den Ehrenamtliche für die Integration und Teilhabe der Geflüchteten leisten, ist nicht kostenlos zu haben", unterstreicht der Autor. Vielmehr müssten Bund und Länder Infrastrukturen für die freiwillige Flüchtlingshilfe bereitstellen. Karakayali schlägt zum Beispiel einen speziellen Fond der Länder und Kommunen vor, der ehrenamtlichen Initiativen eine geregelte aber unkomplizierte Rückerstattung kleiner finanzieller Beträgen für die alltägliche Arbeit ermöglicht. Ehrenamtliche Initiativen, die als Brücken für Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wirken, sollten durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden.
Der Forschungsbericht "Ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete in Deutschland" und der Policy Brief "Ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete: Empfehlungen für eine nachhaltige Gestaltung" wurden im Rahmen des vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück sowie dem Bonner Friedens- und Konfliktforschungsinstitut BICC durchgeführten Verbundprojekts "Flucht: Forschung und Transfer" erstellt, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.
Forschungsbericht "Ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete in Deutschland" von Serhat Karakayali
Policy Brief "Ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete: Empfehlungen für eine nachhaltige Gestaltung" von Serhat Karakayali
Beide Broschüren können gebührenfrei im Projektsekretariat bestellt werden:
Frau Anke Riss,
Weitere Informationen
Susanne Heinke
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
(0)228 911 96 - 44 / -0
Über das Forschungsprojekt
Flucht: Forschung und Transfer. Flüchtlingsforschung in der Bundesrepublik Deutschland
Seit dem Beginn des Anstiegs der Zahl der Asylsuchenden in der Bundesrepublik 2011 ist die Nachfrage nach wissenschaftlicher Expertise in Politik, Administration, Praxis, Medien und Öffentlichkeit kontinuierlich gestiegen. In diesem Kontext ist die fehlende Vernetzung und Bündelung der Forschung zu Fragen von Gewaltmigration, Flüchtlingspolitik und (Re-)Integration von Flüchtlingen ebenso sichtbar geworden wie der geringe Grad an Aufbereitung wissenschaftlicher Herangehensweisen und Einsichten sowie der mangelnde Transfer der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse in die politischen und öffentlichen Debatten. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Forschungsprojekt drei Ziele:
- die Bestandsaufnahme und Vernetzung der Forschungslandschaft,
- die Bündelung der Wissensbestände und
- den Transfer in Politik, Administration, Zivilgesellschaft, Medien und Öffentlichkeit.
Hierzu ist eine umfassende Datenbank zu relevanten Forschungsprojekten erstellt und mit einer interaktiven Forschungslandkarte zugänglich gemacht worden. Zudem werden in zehn Themenbereichen, von Fluchtursachen über Gewalterfahrungen und (Im)mobilität bis zur (Re-)Integration von Flüchtlingen, der Forschungsstand aufbereitet und Handlungsempfehlungen entwickelt. Workshops und Tagungen mit WissenschaftlerInnen sowie mit VertreterInnen aus Politik, Praxis und Medien dienen der Vernetzung und dem Transfer der Forschungsergebnisse. Das Vorhaben führt also das verfügbare Wissen zusammen und bietet weiterführende Perspektiven der Erörterung und Aufklärung des wissenschaftlichen Problems Flucht. Darüber hinaus bereitet es wissenschaftliche Kompetenzen und Kenntnisse für die politische, mediale und öffentliche Debatte auf.
https://flucht-forschung-transfer.de